Mittwoch, 20. Januar 2021

 BAC-Gruppe: Die Tricks des mutmaßlichen Firmenplünderers Oliver Schulz 


Im ersten Teil der Serie über die BAC-Gruppe und deren Ex-Finanzchef Oliver Schulz (43) aus Berlin Schlachtensee hatte der Finanznachrichtendienst GoMoPa.net darüber berichtet, wie sich der heutige Geschäftsführer der Sworn-Gruppe bei den Gründern der BAC andiente, deren Vertrauen gewann und dann damit begann, Mittel und Kontakte der BAC für eigene Geschäfte zu missbrauchen, die das ihm anvertraute Mobilfunkmastgeschäft der BAC InfraTrust Fonds mit einem zwischenzeitlichen Schaden von 30 Millionen US-Dollar an den Rand des Ruins getrieben haben soll. Schulz streitet die Vorwürfe ab und schiebt den Schwarzen Peter den BAC-Gründern zu. 

Auf den bevorstehenden Gesellschafterversammlungen der BAC InfraTrust Sechs und Acht GmbH & Co. am 3. September 2013 im Berliner Novotel in Mitte sollen die Anleger darüber abstimmen, ob gegen Oliver Schulz und seinen Geschäftspartner Dr. Heinrich Böhmer eine Schadenersatzklage in Millionenhöhe am Landgericht Berlin eingereicht wird. Vorgeworfen werden Schulz Pflichtverletzungen, Assetverschiebungen und Vereitelung von Geschäftschancen. 

Schulz selbst weist die Vorwürfe als Lügen von sich und stellte über seinen Anwalt Juri Schleicher für die bevorstehenden Gesellschafterversammlungen den Gegenantrag, die jetzige Fondsgeschäftsführung der InfraTrust Fonds rauszuwerfen und gegen eine noch von ihm zu benennende Firma auszutauschen, da sich die jetzige Fondsverwaltung immer noch von den BAC-Gründern Stefan Beiten und Nikolaus Weil beraten lassen würde. Es wäre für Schulz eine Rückkehr zu den BAC-InfraTrust Fonds durch die Hintertür. 

Der von Schulz angegriffene Fondsgeschäftsführer Stephan Bückl verwies in seiner Einladung zur Gesellschafterversammlung jedoch darauf, dass die BAC-Gründer nicht nur ein gültiges Beratungsmandat vom gerichtlich bestellten Treuhänder erhalten haben, welches sie seit Januar 2011 sogar unentgeltlich ausübten, sondern dass Beiten und Weil im Juni 2012 darüber hinaus eine Million Dollar aus ihrem Privatvermögen über den US-Mobilfunkmast-Verwalter CIG in die InfraTrust Fonds investierten und diese so vor einer drohenden Insolvenz retteten. 

Schulz dagegen habe sich eher als Firmenplünderer verhalten, wie interne BAC-Untersuchungen im Nachhinein ergaben. 

So wie jetzt mit dem Versuch, auf der kommenden Gesellschafterversammlung das Fondsmanagement auswechseln zu lassen, soll Schulz schon in seiner zweijährigen BAC-Amtszeit in den Jahren 2009 und 2010 mit etlichen Tricks versucht haben, "an die werthaltigen Mobilfunktürme in den USA zu kommen", wie es in der Einladung von Fondsgeschäftsführer Stephan Bückl heißt. 

GoMoPa.net-Recherchen ergaben: So trickreich habe Oliver Schulz versucht, das Vermögen der BAC-Gruppe ins Eigentum der Sworn-Gruppe zu überführen. 

Nachdem Oliver Schulz vor vier Jahren im Rahmen seiner angeblichen Restrukturierung der BAC Gruppe in den USA sämtliche konzerninternen Controlling- und Governance-Prozesse eliminiert hatte, täuschte er die nichtsahnenden BAC-Gründer Stefan Beiten, Nikolaus Weil und Franz-Philippe Przybyl mit hochtrabenden Plänen zum Ausbau des Managements vor Ort. 

Zu diesem Zeitpunkt, Ende 2009, hatte sich das US-Mobilfunkgeschäft der BAC Gruppe zumindest hinsichtlich der Kapitalaufnahme sehr positiv entwickelt. Die so eingesammelten Finanzmittel investierten Oliver Schulz und sein amerikanischer Kollege vor Ort, Dan Ryan, allerdings zunächst lediglich in Frühphasenprojekte, sogenannte Rings, und den verschwenderischen und im Ergebnis sinnlosen Aufbau eines teuren Managementapparats. 

Als die BAC 2010 endlich nachhaltig in den Erwerb von Funkturmportfolios investierte, werteten die BAC-Gründer dies als erstes Anzeichen für den beginnenden Erfolg des Managements von Oliver Schulz in den USA. Tatsächlich aber sollen die Investments von Oliver Schulz und Dan Ryan nicht etwa einer durchdachten Strategie, sondern mehr einer Art "Zufallsprinzip" gefolgt sein. 

Dass er dieses Geschäft in keiner Form beherrscht habe, störte Oliver Schulz offenbar wohl nicht. Wichtig sei ihm etwas anderes gewesen: Er soll mit dem Mobilfunkinfrastruktur-Geschäft zunehmend versucht haben, die eigene Bilanz zu stärken. 

So habe er veranlasst, dass die neu aufgelegten Private Placement Fonds (ITP 7 und 9) sowie die Publikumsfonds IT 2 und 5 über atypische stille Beteiligungen in den US-Dienstleister CIG investierten. 

Auffällig dabei war: 

Bilanziell wiesen einigen der Fondsbeteiligungen auch die Wertansätze von Frühphasenprojekten ("Rings") aus. Hierzu hatten Oliver Schulz und Dan Ryan eigens Wertgutachten in Auftrag gegeben. Ziel der beiden selbsternannten Infrastruktur-Spezialisten sei es auch gewesen, auf dieser Eigenkapitalgrundlage Fremdkapital aufzunehmen. Dazu führten Oliver Schulz und Dan Ryan Gespräche mit Banken wie Goldman Sachs. Eine nachhaltige Finanzierung scheiterte jedoch früh an der fehlenden Erfahrung dieses Managements, die in den Gesprächen auch den Vertretern der Banken offenbar wurde, und der mangelnden Kapitalmarktfähigkeit des Unternehmens. 

Die nicht eindeutige Strategie sowie die anhaltenden Misserfolge des Duos Schulz / Ryan hatten mittlerweile zu Verärgerung und Argwohn bei den BAC-Gründern geführt. 

Als dann Mitte 2010 die im Lebensversicherungsbereich fremdfinanzierende Bank Wells Fargo unerwartet die Finanzierung des Lebensversicherungs-Portfolios samt Refinanzierung über eine Kapitalmarktverbriefung kündigte, sah Oliver Schulz seine Chance offenbar gekommen: Er habe seinen ersten Versuch einer feindlichen Übernahme gestartet - mit einem einfachen, aber trickreichen Plan: 

Die BAC Gruppe, der Bereich der Lebensversicherungen und die Mitgesellschafter sollten scheinbar mit sämtlichen Verbindlichkeiten in den Bankrott getrieben werden. Parallel hierzu sollten die BAC-Gründer öffentlich und juristisch für mögliche Verluste verantwortlich gemacht werden. 

Gleichzeitig habe Oliver Schulz das inzwischen erfolgreich etablierte Mobilfunkgeschäft übernehmen und im eigenen Namen fortführen wollen, indem er Verbindlichkeiten der BAC-Gruppe und den Lebensversicherungen zuweisen und sämtliches werthaltiges Anlagevermögen in seine neu gegründete Gesellschaft überführen wollte - ähnlich wie im Märchen das "Aschenputtel": Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Einnahmen und Vermögenswerte sollten in die Firmen übergehen, die Oliver Schulz zu übernehmen gedachte. Risiken und Verbindlichkeiten sollten in der BAC-Gruppe verbleiben und den einstigen Partnern "wie ein Mühlstein um den Hals gehängt werden", wie es Oliver Schulz in einer E-Mail formulierte, die GoMoPa.net vorliegt. 

Um diesen Prozess zu beschleunigen und sich gleichzeitig möglichst unauffällig Liquidität für sein eigenes Unternehmen zu beschaffen, habe Oliver Schulz bewusst Gebührenzahlungen an die BAC für Geschäftsbesorgung und Dienstleistungen zurückgehalten. 

Anfang Oktober 2010 konfrontierte Oliver Schulz die BAC-Gründer mit der Idee einer Trennung der Geschäftsbereiche. 

Dazu läutete er eine Serie von Gesprächen zwischen ihm und seinen Mitgesellschaftern unter Leitung eines internen Beraters als sogenannten "Coach" ein. Dieser war, wie sich später herausstellte, ein Vertrauter von Schulz. Ziel war zunächst eine Trennung der Geschäftsbereiche. Als diese Bemühungen scheiterten, kündigte Oliver Schulz seinen Partnern am 28. Oktober 2010 überraschend an, er würde seinen Arbeitsvertrag kündigen. Gleichzeitig gab er vor, im Rahmen eines "Management Buy-Outs" beziehungsweise eines "Carve-Outs" mindestens 51 Prozent der Mobilfunkbeteiligungen und Mitarbeiter übernehmen zu wollen. In diesem Zusammenhang sollten selbstverständlich auch die zum Aufbau des Mobilfunkbereichs gewährten Konzerndarlehen mit übernommen worden. 

Zwar schenkten die BAC-Gründer dem Vorhaben von Oliver Schulz durchaus Glauben, hatten aufgrund der jüngsten Vorkommnisse aber kein volles Vertrauen mehr in ihn. Im November 2010 gab die BAC bekannt, dass man Oliver Schulz als Mit-Geschäftsführer der BAC Holding abberufen habe. 

Unabhängig davon sollten die Verhandlungen für ein "Management Buy-Out" beziehungsweise "Carve-Out" fortgesetzt werden. Dazu sollten Oliver Schulz und der interne Berater die entsprechenden Zahlengrundlagen aufbereiten. Diese Verhandlungen zogen sich bis Ende November 2010 hin. Durchaus mit Kalkül, wie sich später zeigte. Denn Oliver Schulz führte offenbar sämtliche Gespräche und Verhandlungen lediglich zum Schein. 

Sein eigentliches Ziel sei wohl ein ganz anderes gewesen: Der Aufbau seines eigenen Unternehmens Sworn Capital. So ist es denn rückblickend betrachtet auch nicht verwunderlich, dass Oliver Schulz die "Carve-Out"-Verhandlungen Ende November 2010 scheitern ließ. Unter anderem hatte er sich geweigert, die im Rahmen der Verhandlungen zwingend notwendigen Auskünfte über Darlehensstände innerhalb des Konzerns zu erteilen. 

Tatsächlich habe Oliver Schulz zwischenzeitlich einen anderen Plan forciert: 

Unter dem Vorwand einer angeblicher Refinanzierungs-Anforderung hatte sich Oliver Schulz vom Treuhänder der InfraTrust Fonds IT 2, 5, 6 und 8 sowie ITP 7 und 9 die erforderlichen Vollmachten angefordert und so praktisch erschlichen, um in diesen die Komplementärgesellschaften mit einer von ihm privat kontrollierten Gesellschaft namens CSK Management GmbH heimlich auszutauschen. 

Tatkräftige Unterstützung habe ihm dabei beispielsweise die damalige BAC-Mitarbeiterin Chloe Kohlhoff geleistet, die heute Partnerin von Schulz innerhalb der Sworn-Gruppe ist. Sie und andere BAC-Mitarbeiter ermöglichten Schulz damals den Austausch sowie die Kontrolle über die Komplementärgesellschaften. 

In einem zweiten Schritt fingierte Oliver Schulz auf Grundlage des drohenden Scheiterns der Kreditverlängerung durch Wells Fargo ein - augenscheinlich unbegründetes - Insolvenzszenario und drohte, innerhalb einer von ihm berechneten 21-Tage-Frist Konkursantrag beim Amtsgericht Berlin Charlottenburg zu stellen. 

Auf diese Weise wollte Oliver Schulz anscheinend eine nicht zu kontrollierende Zwangslage für die Mitgesellschafter und die BAC herbeiführen und sich ohne einen Cent Aufwand eine Unternehmensgruppe mit zehnjähriger Historie einverleiben. Die BAC-Gründer standen also plötzlich vor der Wahl: Entweder unterschreiben Stefan Beiten, Nikolaus Weil und Franz-Philippe Przybyl einen von Oliver Schulz einseitig aufgesetzten "Sanierungsvertrag" ohne Diskussion oder er stellt am nächsten Tag Insolvenzantrag. An diesem Punkt jedoch reagierten die BAC-Verantwortlichen endlich konsequent: Sie beriefen Oliver Schulz mit sofortiger Wirkung von allen Ämtern ab. 

Unbeeindruckt hiervon ließ Oliver Schulz die erstaunten BAC-Gesellschafter wissen, dass er von nun an doch die Kontrolle über sämtliche Fonds und deren Vermögen übernommen habe. Dazu legte er Vollmachten vor, die er sich, wie sich später herausstellte, vom Treuhänder der InfraTust Fonds, Stephan Bock von der Bock Berlin Treuhand GmbH Steuerberatungsgesellschaft, erschlichen hatte. 

"Ich habe damals von Herrn Schulz beziehungsweise von ihm angewiesene Mitarbeiter der BAC schlichtweg falsche Informationen bekommen, um mich dazu zu bewegen, eine Handelsregistervollmacht auszustellen", erinnert sich Stephan Bock. "Erst danach habe ich erkannt, dass die Absichten des Herrn Schulz alles andere als ehrenhaft und auf den Schutz der Gesellschafter der Fondsgesellschaften ausgerichtet waren. Deshalb habe die missbräuchlich erwirkte Handelsregistervollmacht unverzüglich zurückgefordert." 

Letztlich misslang das Vorhaben. Das Urteil hierfür folgte spät, dafür aber umso deutlicher: 

Am 18. Juni 2013 wurde Oliver Schulz vor dem Landgericht Berlin (AZ: 98 O 67/11) zu Schadensersatz wegen der treu- und pflichtwidrigen Auswechslung der Komplementärgesellschaft der InfraTrust Fonds im Dezember 2010 verurteilt. Auf der Grundlage dieses Urteils in Höhe eines ersten Teilbetrags von 32.000 Euro wird der jetzige InfraTrust-Geschäftsführer Stephan Brückl weitere Forderungen in den USA sowie für die durch die Verzögerungen entstanden Schäden einklagen. 

Weiterhin wird die Geschäftsführung der IT-Fonds prüfen, in welchem Umfang die von Oliver Schulz begangene Pflichtverletzung auch den Tatbestand der strafrechtlichen Untreue erfüllt und strafrechtliche Maßnahmen zu veranlassen sind. 

Doch Ende 2010 war diese Entwicklung noch nicht abzusehen. Mit einstweiligen Verfügungsverfahren in Deutschland und in den USA versuchten die BAC-Gründer die Kontrolle über das von ihnen aufgebaute Geschäft zurückzugewinnen. Doch trotz der eindeutigen gerichtlichen Beschlüsse weigerte sich Oliver Schulz, die von ihm kontrollierten Fonds sowie deren Vermögen herauszugeben - übrigens ein Effekt, der auch aktuell immer wieder zu beobachten sei: 

Die jüngst gegen ihn erwirkten Gerichtsbeschlüsse, beispielsweise das Verbot, eine außerordentliche Gesellschafterversammlung für die Fonds InfraTrust 6 und 8 einzuberufen, missachtete Oliver Schulz gleich mehrfach. Seinerzeit musste die BAC daraufhin den laufenden Vertrieb der Fondsbeteiligung IT 8 und im weiteren Verlauf das gesamte Emissionshausgeschäft einstellen. In der Folge musste ein Großteil der Belegschaft in Deutschland kurzfristig entlassen werden. 

Um die inzwischen begonnene Sanierung der BAC-Gruppe und die Substanz der BAC-Fonds nicht neuerlich zu gefährden, beschlossen die BAC-Gründer "gute Miene zu bösem Spiel" zu machen: 

Sie entwickelten einen Vergleichsvorschlag, innerhalb dessen Oliver Schulz straffrei ausgegangen wäre und überdies die für seine Privatausgaben und Luxussanierung unterschlagenen 1,3 Millionen US-Dollar hätte behalten dürfen. Doch das war Oliver Schulz nicht genug. Abermals zog er die Verhandlungen in die Länge, um sich so Zeit für den Aufbau seiner Sworn-Gruppe zu verschaffen. Einige BAC-Mitarbeiter, die heute für Sworn tätig sind, hätten Schulz dabei komfortabel mit BAC-Daten und Unterlagen ausgestattet. 

Doch offenbar obsiegte die Angst vor Strafverfolgung, speziell in den USA, vor der Schulzschen Dreistigkeit: Letztlich lenkte Schulz ein. Er widerrief vor einem US-Gericht seine unwahren Tatsachenbehauptungen über die BAC-Gruppe und deren Gründer. Um einer Strafverfolgung in den USA wegen falscher Behauptungen vor Gericht zu entgehen, entschuldigte sich Oliver Schulz sogar schriftlich beim zuständigen US-Bundesrichter. 

Doch sein "Bedauern" hielt nicht lange an. 

Kaum war er samt Familie aus den USA ausgereist, widerrief er in Pressemitteilungen seinen Widerruf. Nun droht dem Sworn-Gründer in den USA zusätzlich ein Strafverfahren wegen Meineids. Wohl auch deshalb ist Oliver Schulz in den USA nicht mehr gesehen worden. Nach Informationen von GoMoPa.net hat er sich schon vor geraumer Zeit nach Südafrika abgesetzt. 

Doch ein mutmaßlicher "Corporate Raider" (Firmenplünderer) wie Oliver Schulz, er hatte ähnliches schon bei seinem vorherigen Arbeitgeber, dem Bestattungsunternehmen Grieneisen AG, versucht, lässt sich von vertraglichen Vereinbarungen, gerichtlichen Beschlüssen und geltenden Gesetzen nicht von seinem Vorhaben abhalten. 

Zwar erklärte er sich seinerzeit bereit, das Fondsvermögen im Rahmen auf Basis eines "Memorandum of Understanding" (Vergleich) herauszugeben, doch mit einer ganz neuen Taktik stiftet er nun eine solche Verwirrung unter den InfraTrust-Anlegern, dass einige Gesellschafter gar einen verlustreichen Ausstieg (Versteigerung) der Fonds prüfen ließen. 

Wie Schulz aktuell trickst, täuscht und tarnt, um doch noch an die InfraTrust Fonds heranzukommen, lesen Sie im nächsten Teil.

 

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